Liebe Leser dieses Blogs, während ich hier sitze, tief in Gedanken schweifend, so bin ich mir sicher, dass nun die Zeit gekommen ist für eine Schlaflos im Sattel 2019 Nachbetrachtung.
Bewusst habe ich mir in diesem Jahr etwas mehr Zeit gelassen, SIS, so ist die Kurzbezeichnung für Schlaflos Im Sattel, sacken zu lassen.
SIS ist ein Nachtrennen von Sonnenuntergang zum Sonnenaufgang, direkt durch den Pfälzer Wald, den für mich dunkelsten Wald Deutschlands.
Man trifft sich bereits am Donnerstag, feiert beim Rockkonzert am Freitag, tanzt bei der Discoparty unterm Zielbogen in den Samstag nur um ein paar Stunden später ein Rennen zu fahren, bei dem es gar nicht um ein Rennen geht!
Als ich gestern diesen Artikel meines guten Freundes Christian alias Phaty las, standen mir einmal mehr die Tränen in den Augen, denn tatsächlich sind wir alle zerbrechlich und tatsächlich haben wir in all den SIS - Jahren viel zu oft und viel zu schmerzvoll Abschied von unendlich liebevollen Menschen nehmen müssen!
Als Präsident der Auebiker darf ich nun seit mehr als elf Jahren mit den besten Menschen dieser Welt, welche sich ebenfalls Auebiker nennen, diesem Ereignis beiwohnen. Wir sind weder ein Club noch ein Verein mit Vereinsmeierei. Sollte ich uns einmal beschreiben müssen, so würde ich sagen: ,, wir seien Freunde welche sich sehr lange kennen, tolle Zeiten und Erlebnisse teilen, das Herz am rechten Fleck tragen, und wir sind Menschen die ihre Trikots auf Grund ihrer Heimatverbundenheit lieben.
Und ja wir sind auch die Kaputten die mit Schlammbein und Phaty das Lied Bella in die deutschen Charts gebracht haben, alles nur weil wir Fahrräder lieben.
Bis auf Nico (ihm habe ich den ersten Blogbeitrag hier bei Ritzelzeit gewidmet) musste jeder von uns aus beruflichen, gesundheitlichen oder auch familiären Gründen hin und wieder eine SIS-Pause einlegen. Das ist nun mal so wenn man älter wird, ganz normal und dennoch müssen wir uns alle eingestehen, dass Schlaflos im Sattel etwas ganz besonderes ist. Für mich persönlich kann ich sogar behaupten, es ist ein Teil von mir und ohne SIS würde es vieles in meinem Leben sowie auch diesen Blog ... nicht geben!
Kommen wir aber nun zu Schlaflos im Sattel 2019, sonst muss ich noch einen Verleger für mein Buch ,,Wie Schlaflos im Sattel mein Leben veränderte", finden. :-)
Immer wenn wir das Ortseingangsschild von Weidenthal passieren, ist es wie nach Hause kommen. Besser noch, am Ortseingang hat man die letzte Möglichkeit ein Lebenszeichen per SMS abzugeben, denn kurz darauf verschwinden wir in die Mobilfunkfreie Zone der Volksrepublik Erdbeertal.
Kein Internet weit und breit. Das zwingt die Menschen da oben, tatsächlich einmal miteinander zu reden. Vielleicht macht ES auch genau DAS aus. Niemand mehr der am Handy klebt, Menschen reden miteinander, machen Dummheiten, sitzen zusammen und trinken Bier, hören Musik oder blasen durchs Waldhorn. Das Online-Hamsterrad jedenfalls kriegt zumindest an diesem Wochenende ... mal schön aufs Maul.
Traditionell wird bei der Erstbefahrung des Waldsportplatzes des Erdbeertals mehrfach aus dem Auto gesprungen, man küsst und umarmt sich und jeder aber auch jeder weiss in diesem Moment schon, dass auch in diesem Jahr die Nacht von Donnerstag auf Montag, wieder viel zu schnell vergehen wird.
Bereits beim Zeltaufbau wird traditionell das erste Bier geöffnet, der oder die Zeltnachbarn begrüßt, egal ob sie Radkuriere, Bänker, Sozialhilfeempfänger oder Bundespräsidenten sind. Im Erdbeertal zählt das nicht!
Der Einzige der da noch was zu sagen hat ist Jürgen, der Platzwart, ein richtiger Kölner!
Mit dem trinkt man entweder Bier oder man hat große Klappe, aber dann kriegt man einen Platz direkt auf der Bundesstraße ein paar Kilometer vor Weidenthal zugewiesen. Gut als Ossis hatten wir früher ja nichts, da hat auch Jürgen Mitleid, für ein Bier und das Anheizen für Sprechgesänge ,,Jürgen, Jürgen, Jürgen" beim Schlammbeinkonzert, gibt es einen Premiumplatz am Südhang!
Das war´s dann aber auch, den Rest kann man bei SIS dann schön selbst gestalten. Man darf sich beispielsweise selbst zu guten Gesprächen einladen, sich an den Mountainbikeausfahrten vom Herrmann beteiligen, den ganzen Tag im Weidenthaler Weiher liegen, mal in Ruhe ein Buch lesen, den Flohmarkt besuchen bei dem die Erlöse für einen guten Zweck verwendet werden, von Heikes Duschtaxi mehrfach zum Duschwellness in die Turnhalle fahren lassen, das geile Buffet vom Tim Kobel stürmen, in der Weinlounge versacken, Monsterburger essen, bei Gunnar und Walther Wurst und Whisky verkosten oder endlich einmal mit seiner Frau ins Museum gehen.
Okay es war ein Fahrradmuseum aus Arnheim...ABER es war ein Museum!
Du kannst Dich jedoch auch traditionell den Auebikern anschließen, welche sich immer Freitags zu SIS auf eine lebensmüde Fahrradtour zum Betzenberg begeben, nur weil der Auebiker Präsident den FCK liebt und auf dem Fahrrad-Navi statt biken - die Taste wandern drückt! Sorry Jungs, jetzt wisst Ihr es, aber geil war`s trotzdem!
Jedes Jahr ist SIS etwas anders, reifer, jünger, älter und doch wieder sich selbst überlassen. Jedes Jahr bewundere ich aufs neue unseren Phaty alias Christian, was er da für Energie hineinsteckt und wie er die Menschen auf die Reise durch die längste Nacht des Jahres mitnimmt.
Über dem Acker der Liebe schwebt die Energie, die uns hoffen lässt, dass wir in genau einem Jahr an gleicher Ort und Stelle die längste Nacht des Jahres auf´s Neue feiern dürfen, wenn möglich gesund und munter mit dem geliebten Fahrrad unterm Hintern.
SIS 2019 war wie jedes SIS - einzigartig, liebevoll und lebenswert! Das Wichtigste jedoch sind die tollen Menschen, die Schlaflos im Sattel zu dem machen was Schlaflos im Sattel ist!
Liebe Leser, ich gebe gern zu, das dieser Textgulasch den Ein -oder Anderen von Euch verwirren wird, der gemeine SIS Teilnehmer jedoch weiss worum es geht und Ihr solltet nur einmal in Eurem Leben, in diese Anstalt einkehren!
Vielen Dank fürs lesen, Euer ALF
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