Besuch beim LCC - Leipzig Du dunkle Sonnenstadt

Leipzig. Es ist Anfang November und wie sollte es auch anders sein, das Wetter neblig und trüb. Im kleinen Hotelzimmer streife ich noch schnell meine Cruiser Weste drüber und dann gehts im Auftrag für Ritzelzeit auch schon los zum jährlichen Halloween Cruise des LCC. Warm angezogen streife ich durch die Stadt zu einer am Stadtrand gelegenen Industriehalle. Was wird mich erwarten? Mein erstes mal beim LCC war für mich Landei tatsächlich auch eine Reise in eine andere Welt.
Das L steht für Leipzig, das C für County und das letzte C natürlich für Cruiser. Die Jungs und Mädels betreiben ein Clubheim, haben Aufnahmerituale, ein reges Vereinsleben und sind einer, vielleicht sogar DER ältesten Tretharley-Club Deutschlands.
Christian in der Szene auch Angel genannt, empfing mich schon vor der Tür per Handschlag, wir umarmten uns und schon war ich drin in der Herzlichkeit eines Clubs, der wahrlich einzigartig ist. Ich wurde vom Präsidenten persönlich durchs Clubheim geführt, lernte dabei tolle Menschen kennen und hatte wenige Minuten später auch schon das erste Bier in der Hand. Es war mittlerweile Mittag, in einer Stunde soll es losgehen und draußen vorm Clubheim werden die letzten Vorbereitungen für den bevorstehenden Cruise getroffen. 
Nach und nach trudelten weitere Gäste ein. Es roch nach Bier, Zigaretten und Kunstblut, es ist schließlich Halloween.  
Im Mittelpunkt der LCC Clubmitglieder stehen immer der Club, fette Reifen, Musik, sowie die Leidenschaft für coole Fahrräder, auch Tretharleys genannt. 
Das spürt man an jeder Ecke des Industriegeländes und es machte mich ein wenig Stolz, am heutigen Tag hier in Leipzig dabei sein zu dürfen. 
Noch schnell das obligatorische Gruppenfoto und dann rollten wir auch schon raus auf die Straße direkt hinein in den Großstadtdschungel. Mit Bengalos wurde der Start zum Cruise zünftig eingeleitet und im nahegelegenen Fußballstadion von Chemie Leipzig, war zum selben Zeitpunkt der Hallesche FC zu Gast. So kreisten hin und wieder die Polizeihubschrauber auch mal über uns, wen wunderts. Genauso hatte ich mir das vorgestellt und genauso muss es sein! Wir genossen jegliche Aufmerksamkeit. Autofahrer grüßten, Fußgänger zückten ihre Handys und überhaupt hatte ich das Gefühl, dass wir trotz der Absperrungen durch die Ordner des LCC, immer und überall Willkommen waren. 
Mit Ankunft am Kulkwitzer See kam die Sonne raus. Sie ging dann aber auch gleich wieder unter als der erste Plattfuß verzeichnet wurde. Das Vorderrad wurde ausgebaut und so machte sich eine kleine Gruppe zur nächstgelegenen Tanke um das Problem zu beheben. 
Für den Rest der Cruisergruppe war es die erste Pause und eine gute Gelegenheit die Tretharleys zu inspizieren, sich kennenzulernen und auszutauschen. Corinna, beim LCC auch liebevoll ,,Mutti" genannt, erzählte mir ihre persönliche Geschichte zu der Leipziger Seenplatte. Ihre Familie wurde zu DDR Zeiten umgesiedelt, weil ihr Heimatdorf für einen Tagebau geopfert wurde. 
Heute liegt es in einem gefluteten Tagebau begraben. 
Eine wirklich herzergreifende Geschichte, vor allem wenn man selber vom Dorfe kommt.
Der Tross setzte sich irgendwann wieder in Bewegung, noch immer mit Plattfuß an Bord und dennoch gut gelaunt. An einer Gaststätte angekommen fand ich noch einen alten Schlauch und ein Passant lieh uns seine Pumpe. Kurze Zeit später war der Reifen wieder ok, gut gegessen und getrunken hatten wir auch und draußen wurde es schon wieder dunkel und gefühlte 10 Grad kälter. Alle Lichter an, Bengalos raus, so ging es quer durch die Stadt zurück ins LCC Clubhaus. 
Es war grandios!
Der Rest ist schnell erzählt. In der warmen Hütte war alles perfekt vorbereitet. Die Mädels hatten die besten Suppen der Stadt zubereitet, mein Eimer Kürbiscremesuppe der Küchentante (so hat sie sich vorgestellt), war eine Legende und überhaupt fühlte ich mich wie in eine Familie aufgenommen. 
Bei Livemusik gab es gute Gespräche und am späten Abend Beförderungen und Rituale durch den Präsidenten und Vizepräsidenten. 
Aber zu diesem Zeitpunkt lag ich bereits fertig und zufrieden, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und den Glücksgefühlen des Tages im Kopf, in meinem kleinen hässlichen Hotelzimmer.
An dieser Stelle und das kommt von Herzen...
 ein fettes Dankeschön an den LCC für Eure Einladung und die Gastfreundschaft. 
Ihr seid eine großartige Gemeinschaft verrückter Leute und teilt das wohl schönste Hobby
 dieser Welt ...

Es war mir ein Fest...

Euer Alf von Ritzelzeit 

     


Kommentare

  1. Hammer! ein grossartiger Bericht, man hat fast Gefühl dein erlebtes selbst zu erleben. So lebendig und wäre am liebsten selbst dabei gewesen
    Udo von der Halbrenner-Galerie

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