Schicksal kann bitter sein!

Das Lied zu diesem Betrag findet Ihr hier, unser Weihnachtslied ❤️

Liebe Menschen da draußen,

es tut mir unendlich leid das ich es bisher noch nicht geschafft habe, mich persönlich bei jedem einzelnen von Euch und auch über die Social Media Kanäle zu bedanken. Sei es für den Trost oder die angebotene Hilfsbereitschaft, ich habe mich wirklich über jede einzelne Nachricht von Euch gefreut!

Es gibt da draußen so viele Menschen, die sich sofort auf dem Weg nach Windefuckinghausen machen würden, um für Diejenigen, die es wirklich hart getroffen hat, anzupacken oder eben einfach nur da zu sein! 

❤❤Ihr seid so ein kostbarer Schatz!❤❤

Nach Tag 6 unseres persönlichen Alptraumes, laufe ich mit einer Flasche Bier und Tränen in den Augen, gedankenlos über unseren Hof. Das tue ich irgendwie schon seit einigen Stunden und ich weiss nicht mal mehr, welcher Tag heute ist und was ich gerade machen wollte. Hin und wieder kommen Menschen vorbei, fragen ob sie helfen können. Ich glaube aber es kann uns niemand mehr helfen. In den letzten Jahren gab es so einige Schicksalsschläge in unserer Familie zu verkraften, aber das hier toppt alles!

Meine Frau Nicole starrt in die frisch renovierte Stube, befreit hin und wieder die vollgesaugten Wände von der Tapete und mein Sohn Julius steht mit leerem Blick in unserer geliebten Scheune, direkt vor seiner schlammigen Simson-Werkbank und versucht einfach nur stark zu sein, um Papa zu signalisieren, dass ja alles in Ordnung sei, währenddessen er die Schubladen vom Wasser befreit. 

Wir bezogen das in den 70igern gebaute Haus vor ein paar Jahren, gaben diesem all unsere Liebe und das was wir hatten. Rückblickend, war es glaube die glücklichste Zeit unseres Lebens. Es war nie ein Haus mit Schickimicki oder Prunk, aber es war das Zuhause einfacher Leute und es war unser Zuhause, in dem wir uns tatsächlich vom ersten Tag an wohlgefühlt haben.

Am Heiligabend wurden durch die Kameraden & Helfer der Feuerwehr zuerst meine Kinder evakuiert. Zur selben Zeit schwammen die Geschenke bereits in der Wohnung herum und am Morgen darauf, begleitete ich auf der Ladefläche eines Pickups, Nicole und unsere zwei Hunde aus dem Dorf hinaus.

Sie blickten wehmütig hinter mir her!

Diese Augenblicke werde ich niemals vergessen! 

Das Weihnachtsessen steht noch immer im Kühlschrank und unter dem wunderschönen Weihnachtsbaum, den Julius von seinem Kumpel Phillip besorgt hat, habe ich in diesem Jahr mit meiner Familie nicht eine einzige Minute gesessen. Die Geschenke sind wertlos, mit all dem Erlebten nun sowieso! In den letzten Jahren hat uns erst ein Todesfall innerhalb der Familie und dann noch Corona daran gehindert, den Heiligabend im Kreise der Familie zu feiern. Und in diesem Jahr wurde uns der Boden sprichwörtlich unter den Füßen weggerissen...einfach so! Manchmal glaube ich sogar, Weihnachten ...das Fest der Liebe...will uns nicht mehr! 


Die Kameraden der Feuerwehr, in der ich selbst Mitglied bin, haben alles gegeben. Vor allem für das Dorf Windehausen! Wir haben uns in den letzten Stunden kämpfen, lachen und weinen gesehen... So wie wir es noch nie taten! Diese Art von Bildern werden wir ALLE sicherlich niemals vergessen! Unser Galgenhumor hat dafür gesorgt, dass wir im Chaos ab und zu lachen konnten, auch wenn uns das Wasser bis zum Halse stand!
@Ortsbrandmeister Basti ❤ ... diese ganzen weich gespülten Schwarzenegger Filme können eingestampft werden! Es sind Märchenfilme gegen das was hier vor Ort geleistet wurde!

Mein persönlicher Dank gilt den Menschen, die sich am Heiligabend und auch an den Tagen darauf, auf den Weg nach Windehausen gemacht haben. Ob Einwohner der Nachbarorte, Feuerwehrleute, DRK, dem Sandsäcke schleppenden Bürgermeister der Landgemeinde inkl. Gemeindearbeiter ,THW, Johanniter, die Uftrunger, die Göllinger Gulaschkanone (usw.!!!) oder Stefans Radfreunde aus der Stadt. Dann noch mein Kumpel & Hühnerschrecker Lothar, eigentlich wohnhaft in Uthleben. Was dieser Typ in den letzten Tagen für unseren Ort auf die Beine gestellt hat, immer unermüdlich und mit voller Hingabe, sollte mindestens zum Ehrenbürger reichen. Selbst als er vorhin neben mir saß, bei einer warmen Mahlzeit und im Gesicht von der Schlaflosigkeit der letzten Nächte gekennzeichnet, hat er immer noch ein lachen auf den Lippen ...unbezahlbar!!! 

Alle diese und viele Menschen mehr, waren am Weihnachtsfest, dem Fest der Familie, von genau DIESER getrennt. Irgendwo auf einem Damm, der Heringer Turnhalle oder beim Sandsack schaufeln in der Zorgeland.

Und das ALLES für Windehausen!!! 

Und wir daheim? 

Unsere Nachbarschaft, Benki, Bean und Anni haben uns in Schlüsselmomenten vor einem noch größeren Schaden bewahrt. Sei es beim schleppen oder der Besorgung von Sandsäcken als sich das Hochwasser bedrohlich ins Haus fraß oder der Besorgung eines Notstromers an den ich nicht mehr geglaubt hatte, als die Tiefkühltruhen bereits 48 Stunden ohne Strom inne hatten. Letztendlich freut man sich über die vielen kleinen Dinge!

Dennoch wissen wir seit heute, dass unser Erdgeschoss vollkommen und von Grund auf saniert werden muss! Eine Elementarversicherung gab es zum damaligen Zeitpunkt nicht, weil wir in einem als Überschwemmungsgebiet gekennzeichneten Dorf leben. 

Ehrlich gesagt ... tragen wir uns mittlerweile mit den Gedanken, alle Segel zu streichen und aufzugeben! Realistisch und hart ...aber finanziell werden wir das definitiv nicht stemmen können! Klingt nach einem Offenbarungseid... ist es auch. 

Irgendwie brechen heute emotional alle Dämme bei mir! Eine gewisse Leere hat sich breit gemacht.

Und warum schreibe ich das alles hier von der Seele?

Es gibt so viele Menschen da draußen, die mich persönlich angeschrieben haben. Eine Wasserstandsmeldung bin ich Euch längst schuldig! Das Herzprojekt ,,Ritzelzeit" ist die einzigste Möglichkeit, Euch gemeinsam zu erreichen!

Ein gesonderter Gruss geht hiermit raus an die Bikeszene Deutschlands. Insbesondere die Menschen um SIS und Phaty, den Cruiserfreunden bei Tretharley rund um Jan und Matthes und natürlich an meinen Herzensmenschen Udo mit samt seinen Halbrennern. Eure Nachrichten und Euer Zuspruch, sowie die Unterstützung all der Menschen hier vor Ort, haben in den letzten Tagen dafür gesorgt, nicht gänzlich aufzugeben! 

Letztendlich sind wir sicherlich hart getroffen, dennoch überwältigt von der Anteilnahme!

Es kann immer noch schlimmer kommen!!! 

Die Familie ist zusammen und das ist es ... was letztendlich zählt!

achja und Sterni , dass Flutbier!

 Früher gehasst ... heute geliebt!

eines muss ich noch loswerden...

Da die Auslösung eines Katastrophenalarms durch unseren Landrat bis heute ausblieb,

kann dieses Jahrhundert-Hochwasser ja dann doch nicht so schlimm gewesen sein!

Oder doch?

Uns jedenfalls, wird es als Familie,

wahrscheinlich Kopf & Kragen kosten!


Euer Alf von Ritzelzeit


P.S. bitte verzeiht die Rechtschreibfehler!!!

Kommentare

  1. Sehr herzergreifend und schlimm der Text , bitte tu mir ein Gefallen richte den Kopf hoch und gib bitte nicht auf .
    Danke

    AntwortenLöschen
  2. Euch hat es wirklich hart getroffen, das tut mir so leid.
    Ich bin für euch da, wenn ihr mich braucht.
    Melde dich, wenn es soweit ist.

    LG R.B.

    AntwortenLöschen
  3. Ich bin wirklich sehr gerührt von deinem Beitrag, sehr gut geschrieben! Gebt nicht auf!

    AntwortenLöschen
  4. Gebt nicht auf.dann war alle Mühe umsonst. Auch die anderen betroffenen gebt nicht auf.

    AntwortenLöschen
  5. Auch ich war sehr gerührt von dem Beitrag. Finde es furchtbar, dass kein Katastrophenalarm ausgelöst wurde. Es wird so viel unsinniges Geld ausgegeben. Nur für das was wichtig ist, haben wir keines.

    AntwortenLöschen
  6. Ich glaube an dich, du wirst es schaffen. Gib nicht auf.
    Hab im Garten geweint, statt mich zu dir auf die Treppe zu setzen.

    AntwortenLöschen
  7. Es tut immer noch so weh, dass es nicht zu halten war. Wie gern hätte ich weiter gefüllt, gefahren gestapelt. Ich hatte noch so eine Hoffnung als wir gegen 16:00 Uhr bei euch waren und dann…,du darfst wütend sein, richtig wütend aber gib es noch nicht auf. Wir brauchen euch in Windehausen und die Hilfe fängt doch erst an.

    Am Heiligabend haben wir uns die Zeit nicht dafür genommen, deshalb jetzt, fühl dich gedrückt. Dein,euer Matthias Marquardt

    AntwortenLöschen
  8. Ich bin sehr gerührt 😔 und auch sehr traurig was so vielen Leuten zu Weihnachten passiert ist. Mir kommen immer die Tränen wenn ich Bilder und Videos oder solche Beiträge sehe. Hoffe es wird wieder alles gut.

    AntwortenLöschen
  9. Es ist so schlimm was passiert ist wie ihr euer Heim zurück lassen musstet und in ein Chaos zurück kehrt was so nicht zu stemmen ist. Aber wie du schreibst die Familie ist zusammen und das ist gut. Man kann hier nicht wirklich viel sagen es wäre wahrscheinlich in allem zu wenig sei es gut zu reden positiv denken, das wird schon, nein das kann man so alles leider nicht schreiben den so einfach ist es leider nicht. Wir sind in Gedanken bei euch auch wenn das nicht wirklich hilft es ist einfach zu schlimm was euch passiert ist. ❤️❤️❤️

    AntwortenLöschen
  10. Ich möchte mich hiermit für all Eure aufmunternden Worte und Wünsche bedanken. Ihr seid als Menschen so wertvoll! DANKE :-*

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen