Die Nacht, ein Fahrrad und dunkle Gedanken



Was für ein Wortspiel! 
Tatsächlich beschreibt diese Überschrift mein komplettes Wochenende.
Nach einer chaotischen Woche (ich gehöre noch immer dem Systemrelevanten Arbeitskreis an), dürstete es mir nach einem Abenteuer, einfach raus aus dem Alltag. 
Der für mich wichtigste Termin dieser Woche stand am Samstagabend an, 
ein Nightride in den Harz. Ganz allein!
So wurden die Bikepacking Taschen gepackt, die Route gecheckt und alles was in dieser Nacht  passieren könnte, im Kopf durchgespielt. Taschen packen ist vor so einer Tour nicht einfach, denn Haben ist bekanntlich besser als Brauchen
Und natürlich durfte die Flasche Bier als Nervennahrungen nicht fehlen. Denn tatsächlich hatte ich sehr viel Respekt vor den bevorstehenden 60 Kilometer quer durch den Harz.





Los ging es nach dem Abendessen. Ein herrlicher Sonnenutergang begleitete mich bis zum Rande des Mittelgebirges. Mit Einbruch der Dunkelheit, welche für mich irgendwie viel zu früh kam, ging es in das Dickicht der Nacht. Hinein in mich selbst, mit der Hoffnung nun keine Panne am Rad zu bekommen und glücklich und gesund am Zielort anzukommen.
Es kam wie es kommen musste, aus der Abkürzung per Komoot über eine Waldautobahn, wurde irgendwann ein Singletrail und später stand ich mitten im Wald, völlig ohne Orientierung, mit der Hoffnung das sich mein Handy irgendwann wieder einfängt. 
Es dauerte mehrere Minuten bis sich das System einig war, wo es nun weitergeht.



Diese Minuten waren beeindruckend. Die Dunkelheit legte sich wie ein Schleier über die Baumwipfel und in der Ferne hörte man die Vögel der Nacht.
Das war der Moment, inne zu halten, die Ruhe genießen und Kraft sammeln! 
Hier war plötzlich ALLES aber auch ALLES ... scheißegal.
Irgendwann sah ich dann die Umrisse der ersten Häuser und die Sterne spiegelten sich in einem kleinen See. Ich war ein wenig froh den Zielort erreicht zu haben. Und wieder hielt ich an und genoss den Anblick dieser wundervollen Nacht, das funkeln der Sterne, den Duft des Frühlings und man sah die Sichel des Mondes am rötlich gefärbten Nachthimmel. Unbezahlbar!!!




Gegen Mitternacht brach ich dann zur Rücktour auf. 
In der Hoffnung das wenig Autos unterwegs sind, 
entschloss ich mich die Landstraße zu benutzen. 
Und tatsächlich, es war weit und breit kein einziges Auto in Sicht! 
Unglaublich wie mich dieser dunkle Wald in Gefangenschaft nahm. Meine Gedanken spielten verrückt! Dies war sicherlich auch meiner Müdigkeit geschuldet, welche sich in mir breit machte. Noch 25 km bis nach Hause und 10 km bis zur nächsten Ortschaft! Ab jetzt war ich der Hauptdarsteller in Stephen Kings Film ,,Riding the Bullet". Ganz alleine auf der Landstraße warfen die Schatten meiner Beleuchtung, jegliche Figuren meiner irren Gedanken auf den Asphalt. Mein Kopf spielte verrückt. 





Irgendwann später versank ich in mir selbst. 
Konzentriert auf das Scheinwerferlicht spulte ich Kilometer für Kilometer runter, bis ich irgendwann tatsächlich die Zivilisation erreichte. 
PAUSE!
Verschnaufen, Essen, trinken, alles einmal sacken lassen! 
Die letzten Kilometer ging es am Stadtrand entlang, 
so lange bis ich gegen 2 Uhr daheim die Tür aufschloss. 




Noch heute sitze ich mit einem grinsen im Gesicht vor diesem Bericht,
welches diese verrückte Zeit und die Erlebnisse dieser Nacht 
nicht besser beschreiben könnte! 

,,Ich kann Dich riechen, ich fühl mich hier das erste mal frei, 
ich bin hier fremd, an mir ziehn abgefuckte Tage vorbei, 
ich weiss mein Glück wartet wenn, dann  nur ganz weit da draußen" 

Danke Ansa, Danke fürs Lesen und Danke für Eure Aufmerksamkeit!
Euch eine schöne Woche!

Euer Alf von Ritzelzeit


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